Potsdamer Köpfe Spezial: Ananaszucht in Brandenburg
auf dem Potsdamer Tag der Wissenschaften
Ort: Campus am Neuen Palais,
Haus 9, 1. OG, Hörsaal 1.12
1702 gelang es erstmals in Deutschland Ananas in einem Gewächshaus zu ziehen. Im 18. Jahrhundert verbreitete sich diese Kunst bald in königlichen und fürstlichen Gärten und ab den 1780er Jahren auch im mittleren Adel und bei reichen Kaufleuten. In Sanssouci finden sich Hinweise auf die Treiberei der Ananas bereits im Jahre 1747. In Berliner Handelsgärtnereien wurden Ananas vereinzelt schon in den 1760er Jahren gezogen. Ab den 1820er Jahren verbesserte sich die Kenntnis über die Ananastreiberei in Gewächshäusern und sie verbreitete sich insbesondere in den heutigen neuen Bundesländern sowie Schlesien, Böhmen und Mähren. Um diese Zeit finden sich auch bereits die ersten Ananasrezepte in bürgerlichen Kochbüchern. In den 1840er und 1850er Jahren war der Raum Berlin-Potsdam neben der Lausitz und Schlesien das Zentrum der Ananastreiberei in Preußen. In Preußen in Gewächshäusern gezogene Ananas wurde frisch, aber auch konserviert nach Belgien, Frankreich, Russland und sogar in das Osmanische Reich versandt. Eines der auf diesem Gebiet bekanntesten Unternehmen hatte seinen Sitz in Potsdam. Es setzte geradezu eine Ananashype ein. Bereits in den 1840er Jahren wurden künstliche Fruchtaromen, darunter auch Ananasaroma entdeckt, das nicht nur in der Konditorei, sondern auch in der Parfümerie eingesetzt wurde. In gehobenen Kreisen gehörte es zum guten Ton, Ananas im Gewächshaus zu ziehen. Ab etwa 1860 ging die Ananastreiberei im Raum Berlin-Potsdam zurück und erlosch – von wenigen Ausnahmen, wie z.B. Sanssouci, abgesehen – schließlich in den 1870er Jahren, während sie in Schlesien eine weitere Blütezeit erlebte und dort erst ab 1900 aufgrund immer größerer Importe frischer Ananas aus den Kolonien zurückging und mit dem ersten Weltkrieg weitgehend erlosch. Im Vortrag wird diese Entwicklung – mit einem Schwerpunkt auf dem Raum Berlin und Potsdam – vorgestellt.
Prof. Dr. Andreas Klose
(Jahrgang 1961) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht und für Steuerrecht in Potsdam sowie Honorarprofessor für Wirtschaftsrecht an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Seit 1993 ist er Mitglied, seit 2007 Zweiter Vorsitzender des Vereins für Geschichte Schlesiens. Er forscht in seiner Freizeit zu verschiedenen Themen der schlesischen Regionalgeschichte des 19. Und 20. Jahrhunderts. Dabei stieß er auf das Thema Ananaszucht in Schlesien, zu dem er bereits veröffentlicht hat. Die Forschungen zur Ananaszucht hat er ausgeweitet; sie erfassen inzwischen den gesamten Bereich des früheren Deutschen Bundes.