PD Dr. John Zimmermann, Ein unhaltbares Bild - Der „Tag von Potsdam“ zwischen Legendisierung und historischer Aufrichtigkeit
Potsdamer Köpfe im Bildungsforum / Spezial zum „Tag von Potsdam“
Am 21. März 1933 wurde in der Potsdamer Garnisonskirche der neu gewählte Deutsche Reichstag in feierlicher Zeremonie eröffnet. An diesem Tag drückte der gerade erst ernannte Reichskanzler Adolf Hitler dem 86jährigen Reichspräsidenten Paul von Beneckendorff und von Hindenburg die Hand; ein Bild, das anschließend um die Welt ging. Die Verneigung des aufstrebenden Politikers vor dem ehemaligen Heerführer in Uniform und vollem Ornat des Generalfeldmarschalls, avancierte zum Symbol: seinerzeit sollte es die Verbindung der alten Eliten mit den neuen demonstrieren und samt der gesamten pompösen Veranstaltung von Goebbels inszeniert worden sein, heute markiert es den endgültigen Untergang der Weimarer Demokratie und die scheinbare Legitimierung eines zwölfjährigen Rechtsbruches, aber auch die Selbstviktimisierung der Deutschen nach 1945.
Denn gerade die Geschichte dieser Fotografie des New York Times-Reporters Theo Eisenhart unterstreicht die Wichtigkeit historischen Hinterfragens und Verortens. Tatsächlich schätzte die nationalsozialistische Propaganda diesen Schnappschuss wenig. Seine eigentliche Wirkmächtigkeit erreichte er nicht im „Dritten Reich“, sondern erst in den Kriegsfolgengesellschaften, wo er mitsamt dem „Tag von Potsdam“ zum Beweis umgedeutet wurde für die diabolischen Verführungskünste des NS-Regimes. Inzwischen hat die historische Forschung auch diese Legende dekonstruiert und der Vortrag wird die entsprechenden Ergebnisse darstellen und kommentieren.
PD Dr. John Zimmermann
studierte Geschichte, Sozialwissenschaften sowie Staats- und Völkerrecht an der Universität der Bundeswehr in Hamburg, promovierte dort 2006 mit der Arbeit „Pflicht zum Untergang - Die deutsche Kriegführung im Westen des Reiches 1944/45. Paderborn 2009 (Zeitalter der Weltkriege, 4)“ und wurde 2012 an der Universität Potsdam mit der Arbeit „Ulrich de Maizière. General der Bonner Republik, 1912-2006. München 2012 (Sicherheitspolitik und Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland, 12)“ habilitiert.
Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (vormals MGFA) in Potsdam, leitet dort den Projektbereich Einsatzunterstützung und hat vielfach zur deutschen Militärgeschichte im 20. Jahrhundert publiziert.
Potsdamer Köpfe im Bildungsforum / Spezial zum „Tag von Potsdam“
| Wis im Bildungsforum, 4. OG, Seminarräume Süring und Volmer
Am Kanal 47, 14467 Potsdam
Eintritt: 5 €, ermäßigt 3 €, parallel Vorleseprogramm für Kinder