Potsdamer Nachwuchswissenschafts-Preis

Potsdamer Nachwuchswissenschafts-Preis 2022

Der mit 5.000 Euro dotierte Potsdamer Nachwuchswissenschafts-Preis geht in diesem Jahr an Dr. Nico Wunderling für seine wissenschaftlich herausragenden und gesellschaftlich höchst relevanten Arbeiten zum Verständnis der komplexen Prozesse des Klimawandels. Dr. Nico Wunderling hat an der Universität Potsdam und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mit einer Stelle in einem internationalen Doktorandenkolleg und einem Promotionsstipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes promoviert. Seine exzellente Dissertation wurde mit dem Prädikat summa cum laude bewertet.


v.l.n.r.: Stefan Rahmstorf, Jonathan Donges, Nico Wunderling, Mike Schubert, Ralf Engbert, Foto: Landeshauptstadt Potsdam/Hendrik Hartung

Die Landeshauptstadt Potsdam zeichnet mit dem Preis junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Region Potsdam für besondere Leistungen am Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn aus. So soll das Ansehen Potsdams als Stadt einer lebendigen und zukunftsorientierten Wissenschaft weiter gefestigt werden. Oberbürgermeister Mike Schubert: „Es passt daher sehr gut, dass erneut eine Arbeit aus dem Bereich der aktuellen Klimafolgenforschung ausgewählt wurde, die den Wissenschaftsstandort Potsdam repräsentiert und die die auf dem Telegrafenberg geleistete exzellente und weltweit anerkannte Forschungsarbeit verdeutlicht.“

Prof. Ralf Engbert begründet die Entscheidung der Jury: „Im Zentrum der Arbeiten von Dr. Wunderling stehen die Kippelemente des Klimasystems der Erde, zu denen z.B. der Verlust der Eisschilde, die Abschwächung der Atlantischen Umwälzzirkulation und der Abbau des Amazonas-Regewaldes gehören. Durch komplexe Simulationen und Analysen hat Herr Dr. Wunderling untersucht, inwieweit das Überschreiten einzelner Kipppunkte zu weiteren Instabilitäten führen kann, wodurch Kippkaskaden oder Domino-Effekte ausgelöst werden könnten – mit gravierenden Folgen für den Klimawandel. Dazu musste eine anspruchsvolle Kombination von Netzwerkanalysen, prozessbasierter Modellierung und Analysen der nichtlinearen Dynamik eingesetzt werden. Die erzielten wissenschaftlichen Arbeiten während seiner Promotion - allein sieben als Erstautor - wurden in den renommiertesten internationalen Fachzeitschriften (wie PNAS, Nature Communications, Earth System Dynamics) publiziert. Die Ergebnisse von Herr Dr. Wunderling bilden unter anderem die Grundlage für bessere Risikoabschätzungen zu Domino-Effekten im Erdsystem und sind auch deshalb von größter gesellschaftlicher Relevanz.“

Dr. Nico Wunderling freut sich über die Auszeichnung: Der Potsdamer Nachwuchswissenschafts-Preis hat für mich als Forscher, der mit der Wissenschaftsregion Potsdam seit seiner Promotion eng verbunden ist, eine besondere Bedeutung. Die Auszeichnung trägt maßgeblich dazu bei, die Sichtbarkeit meines Forschungsgebiets (Kippelemente und deren Interaktionen im Klimasystem) voranzutreiben und kann damit schlussendlich auch entscheidend für den Erfolg zukünftiger Forschungsanträge sein. Insgesamt stellt die Auszeichnung eine wichtige Motivation für mich dar, eine dauerhafte Perspektive in der Wissenschaft erlangen zu wollen.“

Dr. Jonathan Donges ergänzt: „Nico Wunderling hat mit seiner Promotionsarbeit mit Hilfe der Theorie komplexer Systeme wichtige Beiträge zum besseren Verständnis der Dynamik von Kippelementen im Klimasystem geleistet. Seine Forschung verdeutlicht insbesondere, dass Wechselwirkungen dieser möglichen Kippelemente wie z.B. dem grönländischen Eisschild und der thermohalinen Zirkulationsströmung im Atlantik das Klimasystem durch Dominoeffekte destabilisieren könnten. Herrn Wunderlings umfassende Analysen zeigen, dass die durch solche Kippkaskaden verursachten Risiken oberhalb einer globalen Erwärmung von 1.5° (im Vergleich zum vorindustriellen Klima) besonders stark zunehmen, eine weitere Bestätigung der Relevanz der Pariser Klimaziele.“

Die Preisverleihung findet am Abend im Rahmen der Festveranstaltung zum Einsteintag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) im Nikolaisaal statt. Der Jury unter Vorsitz von Oberbürgermeister Mike Schubert lagen in diesem Jahr 14 Nominierungen vor.