Wegmarken Potsdamer Demokratie

Information 48/2018
Bilanz und Ausblick

Das Jahr 2018 ist ein besonderes Gedenkjahr mit Wegmarken der Potsdamer Demokratieentwicklung sowie im überregionalen, europäischen Kontext. Die Einführung der kommunalen Selbstverwaltung im Jahr 1808, die bürgerliche Revolution 1848 und die Ausrufung der „Deutschen Republik“ am 9. November 1918 stehen dabei im besonderen Fokus. Sie markieren wichtige Zäsuren, Umbrüche und Diskurse.

Im Rahmen der Jahreskampagne der Landeshauptstadt „1000 Jahre und ein Vierteljahrhundert“ hat sich eine Arbeitsgemeinschaft mit Akteuren der Potsdamer Stadtgesellschaft zusammengefunden und gemeinsam die kostenfreie Veranstaltungsreihe „Wegmarken Potsdamer Demokratie“ konzipiert.

Zur Arbeitsgemeinschaft gehörten:

- Autonomes Frauenzentrum Potsdam e. V.

- Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft e. V.

- Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH

- Französisch-Reformierte Gemeinde in Potsdam

- Landeshauptstadt Potsdam

- Neues Potsdamer Toleranzedikt e. V.

- proWissen Potsdam e. V.

- Stiftung Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam

- Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße

- Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in der Stadt Potsdam e. V.

Seit Jahresbeginn wurde mit Gesprächs- und Begegnungsrunden, Vorträgen, Ausstellungen und Führungen die Demokratieentwicklung der Stadt beleuchtet. Dazu zählten u. a. die Veranstaltungen „Aufbruch in die Demokratie – Von Bürgerbewegungen und Stadtverordneten“ in der Gedenkstätte Lindenstraße, „Die sowjetische Geheimdienststadt ‚Militärstädtchen Nr. 7‘“ in der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam oder „Fahnenflucht in Potsdam 1713 – 1918“ im Filmmuseum Potsdam.

„Die Veranstaltung ‚Fahnenflucht in Potsdam 1713 – 1918‘ war trotz Konkurrenz zur Fête de la musique gut besucht. Die Diskussion im Anschluss an den Vortrag und das Kurzfilmprogramm hat das Interesse am Thema gezeigt. Es wurden Fragen nach einer Weiterführung der Forschung bis in die 1990er Jahre ebenso wie aktuelle politische Bezüge thematisiert“, berichtet Jörg Kwapis vom Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in der Stadt Potsdam.

„Die Initiative ‚Wegmarken Potsdamer Demokratie‘ ermöglicht es Kultur- und Bildungseinrichtungen wie der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam, direkter in die Stadt hineinzuwirken. Außerdem trägt die Initiative zur Vernetzung der verschiedenen Institutionen bei und führt zu einem anregenden Austausch. Aufgrund der gemeinsamen Werbung konnte die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam deutlich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den angekündigten Sonderveranstaltungen begrüßen. Die Arbeit sollte daher im kommenden Jahr unbedingt fortgesetzt werden“, hebt Maria Schulz, kommissarische Leiterin der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße, hervor.

Uta Gerlant, Leiterin der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße, erklärt: „Im Februar haben wir die Reihe ,Wegmarken Potsdamer Demokratie’ in der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße eröffnet, indem wir das Große Holländische Haus in der Lindenstraße, das viele als Gefängnis erinnern, als Ort der Demokratie vorstellten: 1809-1817 tagte hier erstmals die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung, und 1990 wandelten Bürgerinitiativen und Parteien das ehemalige Gefängnis in ein Haus der Demokratie um, indem sie hier Sitz nahmen. In der gut besuchten Veranstaltung wurde lebhaft diskutiert. Uns als Stadtgesellschaft selbstbewusst auf unsere demokratischen Fähigkeiten zu besinnen und diese zu leben ist gerade jetzt wichtig, weil ohne Engagement und ein vielstimmiges Miteinander Demokratie erodiert.“

In den verbleibenden drei Monaten des Jahres 2018 wird es noch einige wichtige Termine geben. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs konnte heute bei der Vorstellung dieser Angebote jedoch schon eine sehr positive vorläufige Bilanz ziehen „Zur Bilanz unserer Jahreskampagne ‚1000 Jahre und ein Vierteljahrhundert‘ gehört auch, dass sich neue, erfolgreiche Kooperationen ergeben haben – wie eben die für die Wegmarken Potsdamer Demokratie. Die Abstimmung von Terminen, der Abgleich von Formaten und die gemeinsame Werbung für die Angebote haben dazu beigetragen, dass aus einzelnen Veranstaltungen eine Serie geworden ist, die eine gute Wahrnehmung erfahren hat. Deshalb – und das will ich an dieser Stelle schon vorwegnehmen – haben sich die Akteure verabredet, die Kooperation fortzusetzen. Ich betrachte dies als ein enorm wichtiges Signal an die Stadtgesellschaft. Um Demokratie muss man sich gemeinsam bemühen.“

Am 9. Oktober 2018, 18 Uhr wird das „Neue Potsdamer Toleranzedikt“ unter dem Motto „Potsdamer Toleranz und Intoleranz – Ein Breakdance“ in der Französischen Kirche gefeiert. Der Name der Veranstaltung ist Programm: Prof. Dr. Julius H. Schoeps vom Moses-Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien betrachtet Potsdamer Toleranz zunächst historisch, bevor Potsdams Oberbürgermeister und Vorsitzender des Bündnisses „Potsdam! bekennt Farbe“ gemeinsam mit Prof. Dr. Heinz Kleger und Dr. Simone Leinkauf, Geschäftsführerin des Vereins proWissen Potsdam, über die Ursprünge, Umsetzung und Zukunft des „Neuen Potsdamer Toleranzedikts“ sprechen. Umrahmt wird die Veranstaltung von Musik und Breakdance. Der Ort für die Veranstaltung ist ganz bewusst gewählt worden. Friedrich II. ließ die Französische Kirche für die Hugenotten bauen und finanzierte sie aus seiner Privatschatulle. Das neue Potsdamer Toleranzedikt beschreibt das neue demokratische Selbstverständnis der Potsdamer Bürgerschaft. Es ist ein Bekenntnis zu Weltoffenheit und Toleranz. Im Unterschied zum historischen „Edikt von Potsdam“, das vor 333 Jahren im Potsdamer Stadtschloss vom Großen Kurfürsten unterzeichnet wurde, ist es jedoch kein „Erlass“ sondern Ergebnis offener Diskurse und Aktionen. Es wurde von und durch die Potsdamer Bürgerschaft verfasst. Die im neuen Toleranzedikt formulierten Grundsätze und das Bündnis „Potsdam! bekennt Farbe“ spiegeln das Selbstverständnis der weltoffenen und toleranten Landeshauptstadt Potsdam. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs und Prof. Dr. Heinz Kleger stellten das Neue Potsdamer Toleranzedikt am 10. Oktober 2008, also genau vor zehn Jahren erstmals der Öffentlichkeit vor. Ein Anlass also zu feiern und zu überlegen, wie die Potsdamer Toleranz in einer Stadt für Alle gedeihen kann. Toleranz hat Grenzen. Was ist nicht tolerierbar? Die Veranstaltung ist ein Rückblick auf die vergangenen zehn und 333 Jahre der Potsdamer Geschichte und kann zu Einsichten führen, aus denen Visionen der Toleranz entstehen.

Am 31. Oktober um 19 Uhr ist Prof. Dr. Martin Sabrow, Direktor des Zentrums für Zeithistorischen Forschung Potsdam, zu Gast im Potsdam Museum und spricht zum Thema „Der Erste Weltkrieg im erinnerungskulturellen Wandel in Deutschland und Frankreich“. Daran anschließend findet am 1. November um 18 Uhr ein Gedenkkonzert zum Ende des Ersten Weltkrieges in der Nikolaikirche statt. Das Landesjugendorchester Berlin sowie Studierende des regionalen Konservatoriums Versailles Grand Parc finden sich dafür in einem einzigartigen Orchester zusammen und spielen sowohl in Paris, Stettin, Berlin aber vor allem auch in Versailles und Potsdam Werke von Komponisten, die für die deutsch-französischen Beziehungen bedeutsam waren.

Wie junge Menschen in Potsdam Mitbestimmung wahrnehmen und sich an gesellschaftlichen Prozessen beteiligen können, wird auf dem „toleranten Sofa“ am 27. November ab 18 Uhr in der Wissenschaftsetage des Bildungsforums Potsdam diskutiert. Junge Potsdamerinnen und Potsdamer äußern sich zu Politik, Kultur, Gesellschaft, Demokratie, Partizipation und Mitbestimmung.

Die Abschlussveranstaltung der „Wegmarken Potsdamer Demokratie“ findet am 8. Dezember unter dem Motto „Schule und Demokratie“ um 14 Uhr in der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam.

Die Akteure der Veranstaltungsreihe „Wegmarken Potsdamer Demokratie“ werden das erfolgreiche Format im kommenden Jahr fortführen. Eine der historischen Zäsuren, die betrachtet wird, ist das 30-jährige Jubiläum der friedlichen Revolution, die zum Fall der Mauer führte, die Potsdam von Westberlin trennte. Zeitzeugengespräche, Vorträge und Ausstellungen werden diese Zeit beleuchten und einem großem Publikum zugänglich machen.

Ansprechpartnerinnen:

Dr. Sigrid Sommer Dr. Dagmar Grütte

Landeshauptstadt Potsdam Neues Potsdamer Toleranzedikt e.V.

Bereich Marketing Geschäftsführung

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E-Mail: marketing@rathaus.potsdam.de E-Mail: dagmar.gruette@potsdamer-toleranzedikt.de

Informationen und weitere Veranstaltung zur Jahreskampagne:

https://www.potsdam.de/1000-jahre-und-ein-vierteljahrhundert-1025-jahre-potsdam

proWissen Potsdam e.V.

ProWissen Potsdam e.V. hat ein dynamisches und vielfältiges Programm von einmaligen Aktionen über langfristige Projekte bis hin zu regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen rund um das Thema …