Prof. Dr. Chris Wahl, Potsdam, die UNESCO und das Audiovisuelle Erbe

11. Okt. 2014 - 11:00 Uhr bis 12:30 Uhr

Potsdamer Köpfe im Bildungsforum -Samstagsvorlesung-

Im Jahre 2001 wurde mit METROPOLIS zum ersten Mal ein Film in das Weltdokumentenerbe (Memory of the World) der UNESCO aufgenommen; 2005 rief dieselbe Institution dann am 27. Oktober den Tag des Audiovisuellen Erbes aus, der seitdem jährlich begangen wird – oder auch nicht. Welchen Einfluss hat die UNESCO überhaupt bei der Definition und Kanonisierung von audiovisuellem Erbe und was ist das bzw. was umfasst das eigentlich alles: audiovisuelles Erbe? Das sind Fragen, die sich geradezu aufdrängen und die daher im Rahmen dieses Vortrags eine Rolle spielen werden.

Hinter dem Begriff des Audiovisuellen Erbes stecken aber natürlich noch viel mehr Problematiken, die an diesem Vormittag zumindest angeschnitten werden sollen: Gerade der Fall METROPOLIS mit seinen vielzähligen Versionen (nicht die Ausgangsmaterialien wurden zum Welterbe erklärt, sondern das Negativ der Restaurierung) wirft beispielsweise die Frage auf, ob ein Film überhaupt zum materiellen Erbe gehört oder nicht im Kern ein immaterielles Gut ist. Welche Auswirkungen hat dann die Virtualisierung und Digitalisierung auf die Bewahrung und die Verfügbarkeit dieses Erbes? Und welchen Stellenwert hat es in Deutschland: in der Politik, in der breiten Öffentlichkeit, aber auch bei besonders betroffenen Akteuren wie FilmemacherInnen und ProduzentInnen? Um eine Antwort vorwegzunehmen: Gemessen an der Selbstverständlichkeit, mit der heute ständig und in den verschiedensten Kontexten mit audiovisuellen Inhalten umgegangen wird, ist das allgemeine Interesse an deren Erhalt eher gering. Diese Vernachlässigung korrespondiert mit dem geringen Eindruck, den bald 120 Jahre Filmgeschichte in den Lehrplänen der Schulen hinterlassen hat. Vielleicht kann der Vortrag daran etwas ändern ...

METROPOLIS hat viel mit Potsdam zu tun, da der Film zu großen Teilen auf dem Babelsberger Studiogelände entstand. Dass Potsdam aber auch über METROPOLIS hinaus genau der richtige Standort für die Beschäftigung mit dem audiovisuellen Erbe ist, wird sich nach diesem Vortrag hoffentlich allen von selbst erschließen.

Prof. Dr. Chris Wahl
geboren 1974 in Stuttgart; Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft sowie der Romanischen Philologie in Bochum und Lissabon mit einer Promotion zum „Sprechen des Spielfilms“ (2003); DFG-Projekte zur internationalen Strategie der Ufa und zum Filmstil; seit Juni 2013 Heisenberg-Professur für das Audiovisuelle Kulturerbe an der HFF „Konrad Wolf“ (Potsdam-Babelsberg).

Zeit: 11. Oktober 2014, 11.00 Uhr, Ort: | WIS im Bildungsforum, EG Veranstaltungssaal, Am Kanal 47, 14467 Potsdam. Der Eintritt beträgt 5 €, ermäßigt 3 €

Kontakt:
Prof. Dr. Chris Wahl
Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf
Raum 1312, Telefon 0331.6202-278
E-Mail: c.wahl@filmuniversitaet.de

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