Der Häftlingsfreikauf aus der DDR 1962/63–1989

Information 12/2014

Es war ein innerdeutsches Tauschgeschäft Mensch gegen Ware, das parallel zur Existenz von Mauer und Grenzregime praktiziert wurde. Von 1963 bis 1989 kaufte die Bundesregierung über 33.000 politische Häftlinge aus DDR-Gefängnissen frei. Im Gegenzug erhielt das SED-Regime Waren im Wert von rund drei Milliarden DM. Der aktuelle Preisträger des Potsdamer Nachwuchswissenschaftler-Preises, Dr. Jan Philipp Wölbern, hat die erste quellenfundierte Gesamtdarstellung zur Geschichte des Häftlingsfreikaufs geschrieben und spricht am Samstag, 1. März, 10:30 Uhr bei den „Potsdamer Köpfen“ über den Häftlingsfreikauf aus der DDR.

Die von proWissen organisierte Vorlesungsreihe zieht damit in die Wissenschaftsetage │ WIS um, die am selben Tag mit einem bunten, eintrittsfreien Programm ihre Türen öffnet.

Wölbern untersucht im Kontext der deutsch-deutschen Beziehungen die Entstehungsgeschichte, Entwicklung und Folgewirkungen des Häftlingsfreikaufs. Er zeigt, dass dieser für beide Seiten eine Gratwanderung darstellte: Für den Westen, da er zwar unschuldig Inhaftierten zur Freiheit verhalf, die Gegenleistungen jedoch das SED-Regime stabilisierten.

Noch größer waren die Widersprüche seitens der DDR: Einerseits wurden die Waren bzw. Devisen für Wirtschaft und Schuldendienst verwendet, doch demoralisierte der Freikauf die Mitarbeiter des Repressionsapparates, eröffnete Ausreisewilligen ein Schlupfloch in der Mauer und beschädigte das internationale Ansehen der DDR.

Dabei verschoben sich die Gewichte allmählich zu Ungunsten der DDR: Gelang es ihr anfangs noch, durch Betrugsmanöver und die Entlassung von rund 40% aller Freigekauften die negativen Folgen zu begrenzen, führte der Devisenbedarf der 1980er Jahre dazu, dass die Einstellung des Freikaufs weder ratsam noch möglich erschien. Demgegenüber war er für die Betroffenen die einzige Hoffnung auf ein Leben in Freiheit, wenngleich viele bis heute unter den traumatischen Hafterlebnissen leiden.

Wann: Samstag, 1. März 2014, 10:30 Uhr
Wo: Wissenschaftsetage im Bildungsforum, 4. OG, Raum Süring
Am Kanal 47, Potsdam
Eintritt: frei
Parallel: Feierliche WIS-Eröffnung, u. a. mit Wissenschafts-Puppentheater
für Kinder ab 6

Pressekontakt | proWissen Potsdam e.V.
Dr. Susanne Mildner
Projektmanagement & Pressearbeit
Am Kanal 47, im Bildungsforum
14467 Potsdam
Tel.: (0331) 977 4592
Fax: (0331) 977 4579
mildner@prowissen-potsdam.de

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