Ein Schlaglicht auf das Verhältnis von Staat und Religion in Frankreich

14. Nov. 2016 - 18:00 Uhr bis 19:30 Uhr

Aus einem sehr komplexen Themengebiet wie dem Verhältnis von Kirche und Staat in Frankreich sollen nur einige Ausschnitte aufgegriffen werden, die z.T. einen Bezug zu Potsdams Partnerstadt Versailles aufweisen. Mit dem Toleranzedikt von Versailles (1787) hob Ludwig XVI das Edikt von Fontainebleau auf. Wie bekannt, hatte diese Verordnung 1685 zur Flucht vieler Hugenotten ins Ausland, auch nach Brandenburg, geführt.

Nach einem über hundertjährigen Ringen zwischen kirchlichen und weltlichen Kräften sollte durch das Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat (1905) die République vor dem als schädlich angesehenen Einfluss der katholischen Kirche geschützt werden. Der erst 1871 von Buisson neu geprägte Begriff der laïcité wurde in die Verfassung von 1946 aufgenommen.

Im heutigen französischen Verständnis stellt die laïcité ein politisches Ideal dar, das die Grundsätze der Neutralität des Staates gegenüber den Religionen, deren Gleichbehandlung sowie die Glaubensfreiheit zum Ziel hat. Religion ist ausschließlich Privatangelegenheit. Der Staat sieht es als Aufgabe an, seine Bürger gegen religiöse Praktiken, die der öffentlichen Ordnung oder den Rechten des Einzelnen zuwiderlaufen, zu schützen. Auf dieser Grundlage wurden Gesetze zum Kopftuchverbot für Schülerinnen an öffentlichen Schulen (2004) sowie ein generelles Verbot, mit einem Gesichtsschleier in der Öffentlichkeit aufzutreten (2010), verabschiedet. Eine interessante und später kassierte Entscheidung im Zusammenhang mit diesem Thema fällte das Berufungsgericht in Versailles (2011). Letztlich stellt aber die Kontroverse um Kopftuch und Burka nur ein Symptom grundlegender Probleme einer multireligiösen Gesellschaft dar, die auch unser Land betreffen. Wieviel geistige Offenheit braucht sie? Zu welchem Maß an solidarischer Hilfsbereitschaft ist sie fähig? Wo liegen Grenzen?

Der Vortrag findet im Rahmen des Begleitprogramms „Anders als du glaubst…“ zur Ausstellung der Stiftung Weltethos „Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos“ in Kooperation mit dem Verein Neues Potsdamer Toleranzedikt und der Landeshauptstadt Potsdam statt.

| 14.11.2016 | 18:00-19:30 Uhr
| WIS | 4. OG, Seminarräume Süring/Volmer
| Dr. Karl-Heinz Eggensperger, Universität Potsdam
| Eintritt: frei

Foto: Dr. Karl-Heinz Eggensperger © Karla Fritze

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