Potsdam: Tim Julius Schulz nimmt Ruf auf die W2-Professur „Fettzell-Entwicklung und Ernährung“ an

► Prof. Dr. Tim Julius Schulz (© Till Budde/DIfE)

Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)

Eine Pressemitteilung aus der Leibniz-Gemeinschaft

31.03.2016

Potsdam: Tim Julius Schulz nimmt Ruf auf die W2-Professur „Fettzell-Entwicklung und Ernährung“ an

Potsdam-Rehbrücke – Dr. Tim Julius Schulz hat den gemeinsamen Ruf der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam und des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) auf die ausgeschriebene W2-Professur „Fettzell-Entwicklung und Ernährung“ angenommen. Der promovierte Biochemiker wird ab dem 01. April 2016 eine am DIfE neu eingerichtete Abteilung leiten, die grundlegende molekulare Mechanismen der Adipositas (Fettsucht)-Entstehung und der damit verbundenen Stoffwechselerkrankungen untersucht. In seiner Abteilung wird Schulz Arbeiten fortführen, die er bereits als Nachwuchsgruppenleiter am DIfE begonnen und für die er insgesamt mehr als 2,5 Millionen Euro Fördergelder von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Emmy Noether-Programm) und dem Europäischen Forschungsrat (ERC Starting Grant) eingeworben hat*.

Hintergrund und Forschungsziele

Besonders in der älteren Bevölkerung ist der Anteil übergewichtiger oder adipöser Menschen sehr hoch. Angesichts des demographischen Wandels erscheint es daher umso wichtiger, gerade für diese Altersgruppe neue Strategien gegen Adipositas zu entwickeln, denn sie stellt einen zentralen Risikofaktor für Stoffwechselstörungen wie Typ-2-Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall dar. Darüber hinaus erhöht Adipositas das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen und bestimmte Krebsarten wie Darm- und Leberkrebs.

Ebenso ist seit langem bekannt, dass der Körper überschüssige Energie zum Großteil im weißen Fettgewebe speichert, wobei ein dauerhafter Energieüberschuss zu Übergewicht und Adipositas führt. Im Gegensatz zu weißem besitzt braunes Fettgewebe die Möglichkeit, die in ihm gespeicherte Energie direkt in Wärme umzuwandeln, die dann nicht mehr zu Übergewicht beitragen kann. Wie neue Studien zeigen, verfügen nicht nur Säuglinge, sondern auch erwachsene Menschen über braunes Fettgewebe. Daher ist es ein möglicher Angriffspunkt für wirksame Therapien, die Adipositas und anderen mit dem metabolischen Syndrom** assoziierten Erkrankungen entgegenwirken. Mit seinem Team erforscht Tim Julius Schulz deshalb entwicklungsbiologische Vorgänge, welche die Bildung von braunen und weißen Fettzellen steuern. „Wir untersuchen zum Beispiel am Mausmodell und in Zellkulturmodellen, welche molekularen Mechanismen im Alter zu einer Abnahme des braunen Fettgewebes führen und auf diese Weise die Entstehung von Übergewicht bei älteren Menschen begünstigen“, erklärt der Wissenschaftler.

Mit zunehmendem Alter kommt es zudem zu einer vermehrten Ansammlung weißer Fettzellen in einer Anzahl von Geweben wie der Skelettmuskulatur. Daher untersuchen die Wissenschaftler um Schulz auch, ob, und wenn ja, wie Alterungsprozesse das zelluläre Entwicklungsprogramm adipogener*** Stammzellen verändern. „Wir wollen so die biochemischen Mechanismen identifizieren, die im Alter die Regenerationsfähigkeit und Funktion verschiedener Gewebssysteme beeinträchtigen und auf diese Weise das Entstehen von alterungsassoziierten Erkrankungen begünstigen“, ergänzt Schulz. Im Hinblick auf die zunehmende Überalterung der Gesellschaft seien die zu erwartenden Forschungsergebnisse besonders relevant, so der Forscher weiter.

Zur Person

Tim Julius Schulz studierte Biochemie an der Universität Potsdam, wobei seine Diplomarbeit von Prof. Michael Ristow und Prof. Andreas Pfeiffer vom DIfE betreut wurde. 2004 schloss er sein Diplomstudium erfolgreich ab und wechselte zur Promotion an die Friedrich-Schiller-Universität Jena. Am Lehrstuhl für Humanernährung von Prof. Michael Ristow wurde er 2007 zum Dr. rer. nat. promoviert, wobei seine Dissertation mit dem Promotionspreis der Biologisch-Pharmazeutischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena ausgezeichnet wurde. Anschließend erfolgte ein fünfjähriger Forschungsaufenthalt am Joslin Diabetes Center und der Harvard Medical School in Boston (USA) im Department of Integrative Physiology and Metabolism. Seit September 2012 leitet Tim Julius Schulz die DFG-geförderte Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Fettzell-Entwicklung“ am DIfE, deren Forschungsarbeiten er ab dem 01. April 2016 als Leiter der Abteilung „Fettzell-Entwicklung und Ernährung“ fortführen wird.

Weitere Informationen

*Den ERC Starting Grant vergibt der Europäische Forschungsrat (ERC) als hochdotierte Förderung an exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler nach der Promotion. Der ERC ist eine von der Europäischen Kommission eingerichtete Institution zur Finanzierung von grundlagenorientierter Forschung. Der ERC Starting Grant soll den Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern ermöglichen, eine eigenständige Forschungsgruppe aufzubauen. Die Kreativität junger, vielversprechender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler soll so gefördert und neue Ideen in die Forschungsfelder getragen werden (http://www.eubuero.de/erc-stg.htm#Zielgruppe).

Das Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft möchte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern einen Weg zu früher wissenschaftlicher Selbständigkeit eröffnen. Promovierte Forscherinnen und Forscher erwerben durch eine in der Regel fünfjährige Förderung die Befähigung zum Hochschullehrer durch die Leitung einer eigenen Nachwuchsgruppe. Bewerben können sich Postdocs mit in der Regel zwei bis vier Jahren Forschungserfahrung nach der Promotion. Die Bewerber müssen über internationale Forschungserfahrung verfügen.

**Als metabolisches Syndrom bezeichnet man den Symptomenkomplex aus krankhaftem Übergewicht, Bluthochdruck, Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung.

***adipogene Stammzellen: Stammzellen, aus denen sich Adipozyten (Fettzellen) entwickeln

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Mehr unter www.dife.de. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Weitere Informationen zum DZD finden Sie unter www.dzd-ev.de.

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 88 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Milliarden Euro. Mehr unter www.leibniz-gemeinschaft.de.

Kontakt:

Prof. Dr. Tim Julius Schulz
Abteilung Fettzell-Entwicklung und Ernährung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
E-Mail: tim.schulz@dife.de

Pressekontakt:

Dr. Gisela Olias
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Tel.: +49 33200 88-2278/-2335
E-Mail: olias@dife.de
oder presse@dife.de
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