Sonderführung: NS-Verbrecher im Gefängnis Lindenstraße
Die Sonderführung thematisiert die Verhaftung und Verurteilung von NS-Verbrechern im Rahmen der Entnazifizierung in der Sowjetischen Besatzungszone und findet statt zur aktuellen Sonderausstellung „Das graue Elend von Potsdam. Sowjetischer Haft- und Tribunalort Lindenstraße 1945–1952“.
Der Haft- und Gerichtskomplex in der Potsdamer Lindenstraße war bis April 1945 ein zentraler Ort nationalsozialistischer Verfolgung in der Region. Er steht dabei nicht isoliert, sondern war Teil eines weit verzweigten Systems von Repressionsorten und -praktiken. Viele der hier aus politischen oder rassistischen Motiven inhaftierten Menschen wurden später in Zuchthäuser, Konzentrationslager oder an Vernichtungsstätten verschleppt. Das hier seit 1936 ansässige Erbgesundheitsgericht Potsdam war für die Sterilisation von mindestens 3.300 Menschen verantwortlich, von denen viele später ebenfalls Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde wurden.
Die sowjetische Geheimpolizei, die den Gebäudekomplex im Juli 1945 übernahm, nutzte ihn als Instrument zur Diktaturdurchsetzung, gleichzeitig aber auch als Haftort im Rahmen der Entnazifizierungsmaßnahmen. Auf diese Weise kamen zwischen 1945 und 1952 zahlreiche Personen hier in Haft, die mittelbar oder unmittelbar an den am Ort verübten NS-Verbrechen beteiligt waren, etwa Mitarbeiter:innen der Gestapo, Leitungs- und Wachpersonal aus verschiedenen Lagern sowie NS-Kollaborateure aus den zuvor von Deutschland besetzten Ländern. Die Geheimpolizei inhaftierte auch Ärzte und weiteres medizinisches Personal, denen Krankenmorde vorgeworfen wurden. Darunter war der Mediziner Valentin Kessel, der 1946 wegen der Tötung von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter:innen zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.
Die rund 60-minütige Führung vermittelt anhand weiterer biografischer Beispiele von Opfern und Tätern einen Eindruck der Rolle, die die sowjetische Geheimpolizei und der Gebäudekomplex in der Lindenstraße in der Entnazifizierung und der Strafverfolgung von NS-Tätern spielten. Die Führung findet statt im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „Das graue Elend von Potsdam. Sowjetischer Haft- und Tribunalort Lindenstraße 1945-1952“.
Der Eintritt zur Führung ist frei.
Anmeldung erwünscht unter info@gedenkstaette-lindenstrasse.de










