„Für mich hat während des Krieges die Zeit stillgestanden.“ Ernst Barlach und der Erste Weltkrieg
Auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs reagiert der Bildhauer, Graphiker und Schriftsteller Ernst Barlach (1870−1938) zunächst mit großer patriotischer Begeisterung. Wie von zahlreichen anderen europäischen Künstlern auch wird der Krieg von ihm als Aufbruch in eine neue Zeit verstanden. Die anfängliche Kriegseuphorie weicht ab 1916 einer pazifistischen Haltung. Aufgrund seines Alters wird Barlach erst im Dezember 1915 eingezogen und nach zweimonatiger Ausbildung auf Petition der Künstler Max Liebermann, Max Slevogt und August Gaul vorzeitig entlassen.
Am Werk Barlachs wird Volker Probst exemplarisch zeigen, wie ein führender Künstler der Moderne nach anfänglicher Begeisterung zu einem Gegner von Krieg und Gewalt wurde und wie sich dieser geistige Wandel im bildkünstlerischen und schriftstellerischen Werk darstellt und artikuliert. Ausgehend von biographischen Wegmarken wie der Ausbildung zum Landsturm-mann, der anfänglichen Kriegspropaganda in der Zeitschrift Kriegszeit und dem neuartigen Beitrag zur Gestaltung von unheroischen Krieger-Ehrenmalen wird Barlachs Wandel zum Pazifisten nachvollziehbar, was unter den Nationalsozialisten zu seiner Verfolgung und Verfemung als ‚entarteter‘ Künstler führen sollte.
Volker Probst ist Geschäftsführer der Ernst-Barlach-Stiftung Güstrow und hat in diesem Jahr eine Ausstellung zum Thema Ernst Barlach und der Erste Weltkrieg kuratiert. In seinem Vortrag wird er den skizzierten Wandel am Werk des Künstlers veranschaulichen und zugleich die Arbeit der Barlach-Stiftung vorstellen, die wie das Theodor-Fontane-Archiv ein Kultureller Gedächtnisort von nationaler Bedeutung ist.
Eintritt: € 5,- (freier Eintritt für Mitglieder der Gesellschaft der Freunde und Förderer des TFAs)
Um Anmeldung unter 0331−20139−6 oder fontanearchiv@uni-potsdam.de wird gebeten.
(Foto: Ernst Barlach neben der Skulptur "Mutter und Kind". Güstrow, Heidberg, 1935 © Archiv Ernst Barlach Stiftng Güstrow)