Neuland betreten – Europäische Infrastrukturen für die Literaturwissenschaft der Zukunft

Die Universität Potsdam hat sich mit zwölf Institutionen aus ganz Europa zu einem internationalen Verbundprojekt zusammengeschlossen. In dem vierjährigen Projekt „Computational Literary Studies Infrastructure“ (CLS INFRA) sollen in enger Zusammenarbeit Prototypen für transnationale Infrastrukturen entwickelt, hochwertige Forschungsdaten erstellt und nachnutzbare Software und Services für eine zunehmend digital operierende Literatur- und Kulturwissenschaft erarbeitet werden. Das Projekt wird im Rahmen des Horizon 2020-Programms für Forschung und Innovation mit fünf Millionen Euro von der Europäischen Kommission gefördert.

Das Potsdamer Teilprojekt „Building the Ecosystem of and for Programmable Corpora“, geleitet von Prof. Dr. Peer Trilcke in Kooperation mit Prof. Dr. Frank Fischer von der Higher School of Economics in Moskau, wird Prototypen für eine verteilte, service-orientierte Infrastruktur für literaturwissenschaftliche Korpora konzipieren, entwickeln und implementieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Bereitstellung von offenen Daten und Schnittstellen für Forschungsvorhaben aus dem Feld der Computational Literary Studies. „In unserem Teilprojekt werden wir Infrastruktur-Konzepte und Forschungsdesigns für eine genuin digitale Literaturwissenschaft der Zukunft erproben“, sagt Peer Trilcke, der in den vergangenen Jahren an der Universität Potsdam das Netzwerk für Digitale Geisteswissenschaften mit aufgebaut hat. „Mit dem CLS INFRA-Projekt setzen wir den Ausbau der Digital Humanities an der Universität Potsdam nun im europäischen Rahmen fort“, hebt Trilcke hervor, der seit 2017 als Leiter des Theodor-Fontane-Archivs an der Universität Potsdam zu digitalen Infrastrukturen für die Geisteswissenschaften und zum digitalen Kulturerbe forscht.

Das gemeinsame Ziel des CLS INFRA-Projektes ist es, die besten Data Mining-Ressourcen, die Europa zu bieten hat, für das wachsende Feld der „Computational Literary Studies“ zu erschließen, um auf diese Weise unter anderem Big Data-Ansätze für die Erforschung der europäischen Kultur zu unterstützen und zu befördern. CLS INFRA wird zu diesem Zweck bestehende Ressourcen zusammenführen, Tools, Services und Korpora für die Forschung kuratieren sowie Trainingsmaterialen erarbeiten. Dabei wird es auch darum gehen, die „Computational Literary Studies“ für möglichst zahlreiche Forscherinnen und Forscher – gerade auch aus bisher unterrepräsentierten Regionen und Sprachen – zu öffnen und auf diese Weise die Erforschung des mehrsprachigen und diversen literarischen Erbes zu ermöglichen. „Das Projekt will die kulturelle Vielfalt Europas sichtbar und erforschbar machen“, so Trilcke.

Dr. Maciej Eder, Direktor des Instituts für Polnische Sprache an der Polnischen Akademie der Wissenschaften und Koordinator von CLS INFRA, hebt die langfristige Perspektive des Projekts hervor: „Dies ist ein sehr spannendes Projekt, das große Fortschritte in der Art und Weise verspricht, wie wir Computer zur Erforschung von Literatur einsetzen. Eine der großen Herausforderungen für die ‚Computational Literary Studies‘ ist es, dass die Landschaft der digitalen Quellen für die literaturwissenschaftliche Forschung derzeit noch sehr fragmentiert ist. Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es bisher schwierig, Korpora zu finden, die standardisiert, zugänglich und wiederverwendbar sind. CLS INFRA wird dieses Defizit beheben.“

Am CLS INFRA-Projekt sind beteiligt: Institut für Polnische Sprache an der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Polen; Universität Potsdam, Deutschland; Österreichische Akademie der Wissenschaften, Österreich; Universidad Nacional de Educacion A Distancia Spain, Spanien; École Normale Supérieure de Lyon, Frankreich; Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland; Karls-Universität, Tschechische Republik; Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities, Frankreich; Ghent Centre for Digital Humanities, Universität Gent, Belgien; Belgrade Centre for Digital Humanities, Serbien; Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences, Niederlande; Trier Center for Digital Humanities, Universität Trier, Deutschland; Moore Institute, National University of Ireland Galway, Irland.

Kontakt: Prof. Dr. Peer Trilcke, Deutsche Literatur des 19. Jahrhunderts, Leitung Theodor-Fontane-Archiv
Telefon: 0331 977-4219
E-Mail: peer.trilcke@uni-potsdam.de

Medieninformation 26-05-2021 / Nr. 039
Prof. Dr. Peer Trilcke/Matthias Zimmermann

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