Aus der Reihe: Die aktuelle Karte

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit informieren wir Sie über folgende Neueinstellung auf www.zmsbw.de:

https://www.bundeswehr.de/de/organisation/weitere-bmvg-dienststellen/zentrum-militaergeschichte-sozialwissenschaften/podcasts-und-karten/zmsbw-karte-barbarossa-5092998

Am 22. Juni 1941 überfiel das Deutsche Reich die Sowjetunion – und brach damit den im August 1939 abgeschlossenen Nichtangriffspakt. Rund 120 Divisionen des Heeres, davon nur 30 motorisierte oder Panzerdivisionen, marschierten in das Riesenreich ein, unterstützt von drei Luftflotten.
Anfangserfolge und Erinnerungen
Die erfolgreichen Kesselschlachten der ersten Monate und die Gefangennahme von drei Millionen sowjetischen Soldaten bis Ende 1941 suggerierten dem deutschen Militär, dass sie diesen Feldzug gewinnen könnten. Doch das Gegenteil war der Fall: Ohne eine Gesamtstrategie und einen darauf abgestimmten Operationsplan sowie angesichts der absoluten Unterschätzung der Roten Armee sollte die Wehrmacht in den nächsten dreieinhalb Jahren neben Schlachterfolgen verheerende Niederlagen und nicht wieder gut zu machende Verluste erleiden.
Im Volksmund sprach man damals auch vom „Kaiser-Napoleon-Gedächtnisrennen“. – Der französische Kaiser hatte 1812 Russland überfallen, dabei Moskau erreicht, bevor er im aufkommenden Winter und beim Rückzug seine „Grande Armée“ nahezu vollständig verlor. Einige Deutsche zogen daraus die passenden (historischen) Analogien.
Dimensionen des Krieges
Der Krieg gegen die Sowjetunion hatte jedoch eine vollkommen neue Dimension: Es war der Krieg, um den es Hitler von Anfang an gegangen war. Er wurde als rasseideologischer Eroberungs- und Vernichtungskrieg geführt. Dabei ging es um die „Erringung neuen Lebensraumes im Osten“, wie Hitler es nannte, und die „Ausrottung der jüdisch-bolschewistischen Untermenschen“. Tatsächlich kamen auf sowjetischer Seite rund 27 Millionen Menschen im Krieg ums Leben: als Juden oder Kommunisten ermordet durch Einsatzgruppen der SS oder Angehörige der Wehrmacht, als Unbeteiligte infolge Hungers und Vertreibung oder als Opfer von willkürlichen Erschießungen oder anderen verbrecherischen Gewaltaktionen. Zu den Opfern gehörten auch die mehr als drei Millionen sowjetischen Kriegsfangenen, die im Verantwortungsbereich der Wehrmacht verhungerten, an Krankheiten starben oder ermordet wurden.
Die für das Unternehmen „Barbarossa“ durch die Wehrmachtführung erarbeiteten und eigens erlassenen Weisungen und Befehle
- zum Umgang mit politischen Kommissaren,
- zum „Verhalten der Truppe im Ostraum“ oder
- zur Regelung der Kriegsgerichtsbarkeit
schufen einen rechtsfreien Raum, in dem die Wehrmachtsoldaten entgegen der Regelungen des internationalen Völkerrechts agieren konnten.


Die Karte
Die Karte zeigt den Verlauf der ersten Operationen des Unternehmens „Barbarossa“, bis es vor den Toren Moskaus scheiterte. Drei Heeresgruppen (Nord, Mitte, Süd) mit 9 auch verbündeten Armeen sowie 4 Panzergruppen (später Panzerarmeen) griffen an. Sie trafen auf einen darauf kaum vorbereiteten Gegner, der in zahlreichen Gefechten und Schlachten katastrophale Verluste erlitt.
Tatsächlich aber hatte sich die Wehrmacht übernommen: Die personellen und materiellen Verluste konnte sie nicht ausgleichen. Die Versorgungslinien waren – zunehmend auch durch Partisanentätigkeiten – immer wieder gefährdet und die Rote Armee konnte Truppen aus Ostasien an ihre Westgrenze ins Gefecht schicken. Außerdem kämpften die Rotarmisten sehr viel zäher und verbissener als von der Wehrmachtführung erwartet.
Die Niederlage vor Moskau im Dezember 1941 bedeutete für das Deutsche Reich, dass es diesen Krieg nicht mehr gewinnen konnte. Ein Waffenstillstand, eine Liquidation des Krieges oder einen Friedensschluss kamen für Hitler aber nicht in Frage. Für ihn musste Deutschland Weltmacht oder gar nicht sein – entsprechend sollte sich der Zweite Weltkrieg weiterentwickeln.
Spätestens das Jahr 1943 zeigte, dass Deutschland den Krieg verloren hatte: Der Verlust der 6. Armee in Stalingrad, die Kapitulation in Nordafrika und die verlorene Atlantikschlacht, jeweils mit Hunderttausenden Toten, Vermissten und in Kriegsgefangenschaft geratenen eigenen Soldaten markierten die endgültige Wende. Bis zum Kriegsende im Mai 1945 mussten dennoch Millionen Menschen sterben. Denn Aufgeben kam für die meisten Deutschen nicht in Frage.
Literatur

  • In der jüngsten Ausgabe der „Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung“ finden Sie einen Beitrag von Chris Helmecke, der einen guten Einstieg bietet.
  • Michael Epkenhans/John Zimmermann, Die Wehrmacht – Krieg und Verbrechen, Ditzingen 2019 (aus der Reihe: Kriege der Moderne), beschreiben die Einbindung der Wehrmacht in den von Hitler initiierten Zweiten Weltkrieg sowie in die damit verbundene Eroberungs- und Vernichtungspolitik.
  • Christian Hartmann, Unternehmen Barbarossa. Der deutsche Krieg im Osten 1941–1945, 2. Aufl., München 2013 (C.H.Beck Wissen), liefert eine komprimierte Darstellung des Krieges gegen die Sowjetunion.
  • Gerd R. Ueberschär/Wolfram Wette (Hrsg.), Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion. Unternehmen Barbarossa 1941, Fischer Taschenbuch, Frankfurt 2011, bieten einen umfassenden Dokumentenanhang mit den wichtigsten Weisungen und Befehlen.

Zudem hat das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr zum Unternehmen Barbarossa eine Podcastfolge aufgenommen: https://www.bundeswehr.de/de/organisation/weitere-bmvg-dienststellen/zentrum-militaergeschichte-sozialwissenschaften/podcasts-und-karten/zmsbw-podcast-barbarossa-5092682

Pressestelle
Zentrum für Militärgeschichte und
Sozialwissenschaften der Bundeswehr
zmsbwpressestelle@bundeswehr.org
Tel.: (03 31) 97 14 400
Fax: (03 31) 97 14 507
AllgFspWNBw.: 90 8529 400

17. Juni 2021

Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw)

Das ZMSBw ist die zentrale militärgeschichtliche und sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtung des Bundes und wurde 2013 als Zusammenschluss des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes und des …